«Eine Lobby von Frauen für Frauen»

Interview mit Frau Dr. Silke Hasenclever
Chefärztin und Leiterin Hals-, Nasen-, Ohrenmedizin, Kantonsspital Olten

Warum ist es wichtig, dass sich die Ärztinnen in der Oto-Rhino-Laryngologie, Hals- und Gesichtschirurgie zur WORL zusammengeschlossen haben?
Die WORL bietet die Möglichkeit, dass beispielsweise Frauen, die Arbeit und Familie vereinen wollen, wertvolle Tipps und Informationen von Kolleginnen erhalten können, die vor einer ähnlichen Herausforderung standen.

Ausserdem können mögliche Erfahrungen über Ecken und Nischen in unserem Beruf gemeinsam aufgedeckt und angegangen werden, die Frauen gegenüber den Männern möglicherweise darin benachteiligen, ihre Karriere voranzubringen. Darum ist ein bewusster Zusammenschluss der ORL Frauen wichtig. Besonders jungen Ärztinnen können während ihrer Ausbildung davon profitieren.

Wo sehen Sie den Vorteil, den die WORL ihren Mitgliedern und werdenden Fachärztinnen bieten kann?
Die WORL ist wie eine Art Lobby von Frauen für Frauen, um sich gegenseitig zu beraten und zu unterstützen. Neben dem Austausch zur Karriereplanung kann man sich als Mitglied auch über die unterschiedlichen Karriereoptionen und -varianten in der Praxis oder in der Klinik informieren.

Der interne Austausch zwischen den Mitgliedern der WORL kann für die Mitglieder daher besonders aufschlussreich und interessant sein.

Wären Sie heute froh darüber, wenn es bereits zu Beginn ihrer Karriere eine Organisation wie die WORL gegeben hätte?
Glücklicherweise bin ich in meiner Karriere niemandem begegnet, der mich nicht eingestellt hat, weil ich eine Frau bin. Besonders zur Assistenzzeit habe ich jedoch von Kolleginnen gehört, welche angeblich wegen ihres Geschlechts nicht eingestellt wurden. Auch die verschiedenen Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit, welche im Übrigen auch für Männer wichtig ist, gab es früher noch sehr viel weniger. Das hat sich deutlich verbessert.

Wie erklären Sie sich den im Vergleich zu den männlichen Fachärzten tiefen Anteil an weiblichen Fachärztinnen in der Oto-Rhino-Laryngologie, Hals- und Gesichtschirurgie?
Tatsächlich ist der Anteil an Frauen in der HNO im Vergleich zu anderen Fachgebieten noch eher hoch. Auch als Frau kann man effektiv in eine leitende Position gehen, wenn man bereit dazu ist, einen Kompromiss einzugehen zwischen Karriere und Privatleben / Teilzeitarbeit.

Da ich selbst keine Kinder habe, konnte ich meinen Fokus gut auf meine Karriere legen. Frauen sollten sich aber bewusst dafür entscheiden können, auch leitende Positionen anzustreben. Wenn das nicht der Fall ist, dann kann Teilzeitbeschäftigung und die Arbeit in einer Gemeinschaftspraxis eine Lösung sein. Ich würde mir jedoch wünschen, dass die WORL mehr Frauen die Perspektive verschafft, auch leitende Positionen anzustreben.

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